Umfrage zu Preiserhöhungen bei Fitnessstudio-Beiträgen in Deutschland

Wie sensibel sind Fitnessstudiomitglieder

Bodymedia berichtete kürzlich über  eine britische Studie bzgl. der Preissensibilität von Fitnessstudiomitgliedern (Allen, J. (2022): Price Rise Sensitivy Report). Die Ergebnisse der Befragung, welche Erhöhung des Mitgliedsbeitrages Fitnessstudiomitglieder tolerieren würden, gab einen ersten Einblick in die Preissensibilität der Mitglieder sowie mögliche Auswirkungen auf die Entwicklung der Mitgliedszahlen. Allerdings sind die Ergebnisse der britischen Studie wenig aussagekräftig, insbesondere für den deutschen Markt. 

Aus diesem Grund hat der Fitnessökonom Dr. Thomas Kruse eine Umfrage, angelehnt an die britischen Kollegen, für den deutschen Markt erstellt. Diese fragt nicht nur ab, bis zu welcher Höhe Mitglieder eine Preisanpassung tolerieren würden, sondern auch das Nutzungsverhalten sowie der Verzicht auf einige der gewohnten Leistungen wie Sauna, Schwimmbad oder Solarium, um dem Studio zu Einsparungen der Energiekosten zu verhelfen.

Mit Unterstützung verschiedener Medien, der besondere Dank geht an dieser Stelle an Bodymedia, wurde die Umfrage publik gemacht. Insgesamt haben sich knapp 400 Personen aus 26 Städten in Deutschland beteiligt, das Ergebnis kann somit als repräsentativ angesehen werden.

Allgemeiner Teil

72% der Befragten waren männlich, 28% weiblich. Die Altersstruktur der Teilnehmer teilt sich folgendermassen auf:

20 – 29 Jahre: 18%
30 – 39 Jahre: 27%
40 – 49 Jahre: 22%
50 – 59 Jahre: 21%
60 Jahre und älter: 12%

Der Großteil der Befragten ist seit über zwei Jahren Mitglied in einem Fitnessstudio (79%), lediglich 8% sind nicht in einem Fitnessstudio angemeldet. Im Durchschnitt trainieren die Teilnehmer zwei- (33%) oder dreimal (29%) pro Woche. 19% trainieren viermal, 6% fünfmal pro Woche. 7% der Mitglieder trainieren weniger als einmal pro Woche.

Der Schwerpunkt des Trainings liegt bei 74% bei Krafttraining auf der Trainingsfläche, 5% nutzen hauptsächlich das Kursangebot und 17% kombinieren Fläche und Kurse. 5% sind hauptsächlich im Cardiobereich und 12% im Circuit-Bereich (Zirkel, Milon, e-gym etc.) tätig. 

Auf die Frage nach der Höhe des Mitgliedsbeitrags kamen folgende Antworten:

Bis 20,— Euro Monatsbeitrag: 5%
Bis 30,— Euro Monatsbeitrag: 21%
Bis 40,— Euro Monatsbeitrag: 22%
Bis 50,— Euro Monatsbeitrag:  27%
Bis 60,— Euro Monatsbeitrag: 10%
Über 60,— Euro Monatsbeitrag: 15%

Spezieller Teil

Auf die Frage, ob die Mitglieder mit einer (moderaten) Preisanpassung des Mitgliedsbeitrages aufgrund gestiegener Kosten einverstanden wären, antworteten 51% mit JA und 35% mit NEIN. 14% sind sich nicht schlüssig. Hinsichtlich der Höhe der monatlichen Anpassung sind 34% mit bis zu 5% Erhöhung einverstanden, 49% der Befragten mit bis zu 10% und je 7% mit bis zu 15% Erhöhung bzw. bis zu 20%. Lediglich 3% der Mitglieder akzeptieren eine Erhöhung über 20%.

Interessant ist, das 83% der Befragten, die unter 20,— Euro Monatsbeitrag liegen, zu einer Preisanpassung bereits sind, während lediglich 30% bei den Beiträgen bis 30,— Euro bzw. 44% bis 40,— Euro. Erst bei den höheren Beiträge steigt die Bereitschaft wieder bis auf 65% (über 60,— Euro Monatsbeitrag).

Die Mitgliedsdauer hat allerdings einen relativ geringen Einfluss auf die Bereitschaft zur Preisanpassung, sie variiert bei 40 – 53%. Tendenziell neigen männliche Mitglieder eher zur Bereitschaft (58%), während weibliche Mitglieder eher verhalten sind (32% Zustimmung).

Ein Großteil der Befragten wäre mit 10% Erhöhung einverstanden – unabhängig von der Beitragshöhe. Je günstiger das Studio, desto höher die Bereitschaft. So sind 80% der Befragten, die bis 20,— Euro zahlen, bereit, eine Preiserhöhung bis zu 10% zu akzeptieren. Die restlichen Beitragshöhen akzeptieren die Anpassung zu 45 – 66%.

Es wurde nach dem Grund gefragt, warum sie eine Preiserhöhung nicht akzeptieren würden. Die 35%, die in der Frage nach einer moderaten Erhöhung mit NEIN geantwortet haben, begründeten dies folgendermassen (Mehrfach-Nennung möglich, daher Summe > 100%):

Das Studio ist schon teuer genug: 44%
Ich habe nicht genug Geld, um mehr zu bezahlen: 30%
Ich bin nicht bereit, mehr Geld für ein Fitnessstudio auszugeben: 51
Wenn Preisanpassung, dann müssten auch mehr Zusatzleistungen angeboten werden: 16%
Andere Gründe: 12%

Zu den „anderen“ Gründen konnte man frei antworten. Hier die häufigsten Antworten:

– Es müsste an Geräten aufgestockt werden
– Wir hatten gerade erst eine Erhöhung
– Die Qualität des Studios rechtfertigt nicht mehr
– Auch in anderen Bereichen sind Kosten gestiegen

Die letzte Frage zielte auf die Bereitschaft ab, über einen bestimmten Zeitraum auf einige Zusatzleistungen im Fitnessstudio zu verzichten, um bei Einsparmaßnahmen zu helfen: so wären 30% der Befragten bereit auf die Nutzung der Duschen zu verzichten, 34% auf Sauna, 21% auf Schwimmbad (wenn vorhanden), 23% auf Solarium, 2% auf Massagen und Trainer. Allerdings sind auch 23% der Befragten zu nennen, die nicht bereit sind zu verzichten (Mehrfach-Nennung möglich).

Fazit

Die Befragung hat gezeigt, das durchaus Bereitschaft vorhanden ist, eine Preisanpassung durchzuführen. Diese Befragung hat während der Energiekrise stattgefunden, somit ist den Befragten wohlweislich bewusst, das auch eigene Lebenshaltungskosten steigen. Die Preisanpassungen sollten moderat sein, gut begründet und nicht pauschal. In einem individuellen Anschreiben sollte um Verständnis gebeten werden und verschiedene Durchführungsarten von Fitnessketten haben gezeigt, wie man es besser nicht macht: Schweigen ist nicht immer Zustimmung. Aus diesem Grunde ist es wichtig, das Mitglied als Partner zu sehen und mit ins Boot zu holen. Nur dann wird eine Preisanpassung akzeptiert werden.

Dr. Thomas Kruse
Der Fitnessökonom

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