Betreuungswünsche von Mitgliedern in der Zeit nach Corona

Hat sich das Verhalten von Fitnessstudio-Mitgliedern nach der coronabedingten Schließung verändert? Wünschen sich Mitglieder eine neue Art der Betreuung?

Wie stehen sie zum Thema Trainingsplan? Möchte die Mehrheit tatsächlich noch Trainingspläne von den Trainern oder greifen sie auf andere Quellen zurück? Gilt es, die Mitarbeiter auf ein verändertes Betreuungsverhalten zu sensibilisieren, um Mitglieder zu halten? Diese Frage wurden in einer Umfrage im Zeitraum Juli – August 2022 gestellt (Kruse, 2022).

Geantwortet haben 1.061 Mitglieder aus 24 Studios in Deutschland. Der Fragebogen umfasste 9 Fragen (teils geschlossene, teils offene Fragen). Die durchschnittliche Beantwortungsdauer betrug 3 Minuten, die Teilnahmerate 64,2% und die Abschlussrate 87,3%.

Teilnehmende Personen waren zwischen 14-17 Jahre alt (2,54%) und 56 Jahre oder älter (31,9%).

Ein Großteil der Befragten (65%) ist seit über zwei Jahren Mitglied im Studio. Über je 27% haben einmal (zur Einweisung) oder mehr als dreimal einen Trainingsplan erhalten. Interessant ist, dass über 16% der Personen keinen Trainingsplan erhalten oder gewünscht haben.

Auf die Frage, warum kein Trainingsplan vorliegt, antworteten über 46%, dass die Mitglieder einen eigenen Plan haben. Allerdings haben 30% angegeben, dass sie nicht auf einen Trainingsplan hingewiesen wurden.

Andere Gründe, die in einer offenen Frage gestellt wurde, waren in der Reihenfolge der Häufigkeit:
– Ich nutze ausschließlich Kursangebote / Cycling / Milon- oder E-Gym-Zirkel
– Man wird nicht mehr gefragt/ habe nie wieder einen Plan erhalten
– Ich sehe keine Notwendigkeit für einen neuen Plan

In der anschließenden Frage, von wem oder wo (Quelle) sich die Mitglieder ihre Trainingsideen und -anreize holen, antworteten 62%, dass sie sie vom Trainer aus dem Fitnessstudio bekommen, 28% von Freunden oder Bekannten und über 55% aus Social Media Kanälen (Facebook, Instagram, YouTube, TikTok).

Auf die (offene) Frage, welche weitere (andere) Quellen sie nutzen, kamen folgende Antworten:
– Physiotherapeut / Arzt / Krankenkasse
– Vorausgegangene REHA
– Medien allgemein
– Ich trainiere einfach vor mich hin / schaue, wie die anderen trainieren

Im Folgenden wurde gefragt, welche Aussagen (s. Grafik) am ehesten zutreffen. Eine Mehrfachauswahl war möglich:

Summiert man die erste Aussage (mehr Trainingsbetreuung von meinem Fitnessstudio) mit der Vierten (ich habe einen eigenen Trainingsplan, wünsche mir aber eine Überarbeitung), so kommt man auf erschreckende 71% aller Mitglieder, die sich auf den Trainingsplan bezogen nicht optimal betreut fühlen.

Zusätzliche (Andere) Aussagen in Bezug auf diese Fragen, die in einem Freifeld beantwortet werden konnten, waren:
– Ich möchte gern an eine Erneuerung des Trainingsplans erinnert werden
– Trainer sollten wieder offener auf ihre Mitglieder zugehen/ Korrektur bei Fehlübungen
– Kursprogramm sollte ansprechender gestaltet werden/ häufigere Kurse auch am Wochenende
– Ich kann jederzeit die Trainer um Rat fragen/ ich bin rundum zufrieden/ fühle mich gut aufgehoben

In einer letzten offenen Frage konnten die Mitglieder beantworten, warum sie sich für dieses Studio entschieden und ob sich die Erwartungen erfüllt haben. Ein Großteil der Befragten gaben hier an, das es die Nähe zum Wohn- oder Arbeitsort ist, die dafür Sorge getragen hat, sich dort anzumelden. Aber auch Empfehlungen (mouth-to-mouth), gute Reputation sowie der Bekanntheitsgrad haben hierzu beigetragen. In Bezug auf die Erwartungserfüllung wurde vom Großteil der Befragten ein positives Statement abgegeben. Einzelne Punkte wurden hier genannt:
– Gutes Angebot / Öffnungszeiten
– Tolles Team
– Preis-/Leistungsverhältnis
– Atmosphäre

Fazit
Die Befragung hat gezeigt, dass die Trainer immer noch im Vordergrund stehen und individuelle Trainingspläne und Betreuung eine hohe Priorität haben. Es empfiehlt sich, die Mitglieder regelmässig auf die Erneuerung des Trainingsplans anzusprechen. In größeren Studios ist dies persönlich nicht möglich. Hier sollte man automatisiert arbeiten: Regelmässige Erinnerungsmails über Benachrichtigungsregeln, Push-Nachrichten über die eigene App, ggf. Sommer-/Wintermailings, Aushänge, Roll-Ups etc. Es bieten sich vielfältige Möglichkeiten. Ebenfalls ist die persönliche Betreuung auf der Trainingsfläche nach wie vor bedeutsam. Kleine Korrekturen, persönliche Ansprache und auch der Small-Talk sind wichtig wie nie.

Allerdings sollte man auch nicht die Augen davor verschließen, dass (besonders die jüngere Generation) sich Mitglieder ihre Trainingspläne und -anreize aus dem Internet (YouTube, TikTok, Instagram) beziehen. Es empfiehlt sich, die Trainer vor allem in zwei Bereiche zu schulen:
1. Die Trainer sollten über die gängigsten Influencer und deren Trainingsmethoden informiert sein, um mitreden zu können.
2. Die besondere Ansprache an die Mitglieder sollte erfolgen: ist der Trainingsplan fachlich/inhaltlich korrekt oder müssen Korrekturen/Änderungen vorgenommen werden? Dies sollte kommuniziert werden (können). Ferner sorgt ein guter Trainingsplan aus dem Internet noch lange nicht für die korrekte Ausführung. Hier empfiehlt es sich, mit dem Mitglied diesen Plan in Bezug auf die korrekte Ausführung durchzugehen.

Eigener Hinweis zum Abschluss
Im Freifeld zur letzten Frage („Warum hast Du Dich für dieses Studio entschieden“) kam ungewöhnlich häufig die Antwort: „aufgrund der 24/7 Öffnungszeiten“. Einige der teilnehmenden Fitnessstudios bieten ein Training rund um die Uhr an. Es empfiehlt sich, über diesen Weg einmal nachzudenken. Wir haben in unseren Studios seit Wiedereröffnung ebenfalls 24/7 (nachts unbetreut) und haben hier sehr gute Erfahrungen. Offenbar ist die erweiterte Öffnungszeit ein wichtiges Entscheidungskriterium für eine Mitgliedschaft in genau diesem Studio.

Fragen, Wünsche, Anregungen? Der Autor dieser Studie steht hier gern zur Verfügung.

Dr. Thomas Kruse
Der Fitnessökonom

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