Betriebliches Gesundheitsmanagement für eigene Mitarbeiter

Viele Gesundheitsanbieter wie Betreiber von Fitnessstudios, Physiotherapiepraxen, Personal Trainer oder CrossFit-Boxen sind zunehmend aktiv im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Man wirbt damit, DER Partner für Unternehmen im BGM / BGF zu sein. Ziel ist es, Partnerunternehmen zu gewinnen, die die Mitarbeiter zum Sport animieren, um fit zu sein/ werden und Krankheitstage zu vermeiden (Stichwort Rücken als Volkskrankheit Nr. 1). Das Unternehmen zahlt entsprechend einen Teil oder sogar den gesamten Beitrag zum Fitnessstudio. Hierzu gibt es den steuerfreien Sachbezug in Höhe von 50,– Euro monatlich oder die ebenfalls steuerfreien 600,– Euro pro Jahr und Mitarbeiter, die für BGM-Maßnahmen ausgegeben werden können.

Aber Hand aufs Herz: was leistet man selbst als Gesundheitsanbieter für die eigenen Mitarbeiter, um diese zum einen fit und gesund zu halten, vor allem aber zu motivieren, langjährig im Unternehmen zu verbleiben?

In vielen Gesprächen mit Fitnessstudio-Betreibern habe ich häufig folgende Antworten erhalten:

  • „Ich habe eine Corona-Prämie in Höhe von X Euro ausgezahlt“
  • „Der Mitarbeiter darf kostenlos bei mir trainieren“
  • „Er darf kostenlos die Getränke-Flat benutzen“
  • „Ich zahle ihm brutto 50,– Euro mehr, weil er ein ‚Guter‘ ist“

Die Einzelmaßnahmen verpuffen aber entweder schnell oder sollten z. T. selbstverständlich sein. Warum also nicht Maßnahmen für das eigene Team ergreifen, die man von Kunden einfordert? Die Gründe hierzu sind vielfältig:

  • In der Fitnessbranche verdient man als Angestellter sowieso nicht das Meiste. Jeder Support wird dankend angenommen.
  • Für Betreiber von Fitnessstudios gelten die gleichen steuerfreien Sachbezugs-Regeln wie für jedes andere Unternehmen ebenfalls.
  • Ein positives Verständnis zum Unternehmen durch Unterstützung seitens des Arbeitgebers lässt oft die Tagesarbeit des Mitarbeiters positiver erscheinen, was sich unmittelbar auf die Mitglieder auswirkt. Der ROI ist schnell gegeben.
  • Ein sportlich aktiver Mitarbeiter hat weniger Krankheitstage.

Nun gibt es vielfältige Möglichkeiten, die genutzt werden können, sich auch finanziell im Rahmen halten, beim Mitarbeiter aber äußerst positiv gesehen werden. Einige Beispiele sind nachfolgend genannt, von denen nicht alle der direkten Gesunderhaltung dienen. Allerdings könnte man einen Tankgutschein bspw. mit dem Ziel verknüpfen, das der Mitarbeiter x-mal pro Woche Sport im eigenen Studio treibt oder den einen oder anderen Kurs besucht.

  • Gern genutzt werden monatliche Sachbezugsgutscheine (bis zu 50,– Euro brutto). Es können Tankgutscheine sein, aber auch über spezielle Anbieter (bspw. Edenred) können Firmenkarten geordert und (un-)regelmäßig aufgeladen werden. Vorteil der Sachbezugsgutscheine ist, das man hiermit sehr flexibel arbeiten kann: man kann ihn einen Monat einsetzen oder drei oder kontinuierlich. Man kann auch jederzeit stoppen, der Mitarbeiter hat kein „Gewohnheitsrecht“ hierauf.
  • Firmenfahrrad für Mitarbeiter: über Portale wie z. B. JobRad können E-Bikes, Pedelecs oder normale Räder geleast werden, deren Raten entweder vom Mitarbeiter oder vom Arbeitgeber getragen werden. Der Arbeitgeber kann auch lediglich einen Teil der Leasingrate übernehmen, so das die Kosten sich ebenfalls im Rahmen halten. Interessant für den Arbeitnehmer ist es deshalb, weil er ein sehr teures Rad für ca 40 – 60 Euro pro Monat mieten kann.
  • Zusätzliche Versicherung für Arbeitnehmer: es muss nicht gleich die Kapitallebensversicherung, die Riester- oder Betriebsrente sein. Speziell für Arbeitnehmer gibt es Zusatzversicherungen im Rahmen der Betrieblichen Versorgung für vielfältige Bereiche: Krankenversicherungs-Zusatzleistungen, Zahnzusatzversicherung etc – selbstverständlich steuerlich für den Arbeitgeber absetzbar. Hier sollte man am besten einmal mit der Versicherung sprechen.
  • Einführen einer 4-Tage-Woche für die Mitarbeiter: viele Mitarbeiter kündigen aufgrund der Arbeitszeiten – Schichtdienst und Abendzeiten und auch die Wochenend-Arbeit sorgen dafür, das es zunehmend schwerer wird, Mitarbeiter zu bekommen. Work-Life-Balance ist hier ein wesentliches Stichwort. Besonders den Jüngeren ist die Freizeit wichtig. Eine 35-Std.-Woche lässt sich hervorragend auf vier Tage aufteilen (unter Berücksichtigung von Wochenendzeiten im 4-Wochen-Rythmus). Eigene Erfahrungen sind sehr positiv.

In einer Zeit, in der es immer schwerer wird, (gute) Mitarbeiter zu bekommen, vor allem aber langjährig zu halten, muss ein Umdenken stattfinden. Es gilt, die Stellenprofile den heutigen Gegebenheiten anzupassen. Ich empfehle, einmal über den Tellerrand zu schauen und zu eruieren, wie es andere Branchen machen. Industrieunternehmen widmen sich dem HR im besonderen Maße. Hier können Ideen adaptiert werden. Es muss nicht immer das höchste Gehalt sein – mit anderen Zusätzen punktet man häufig mehr, als wenn eine Gehaltserhöhung von 50,– Euro (von der 30,– Euro netto übrig bleibt) gezahlt wird.

Dr. Thomas Kruse
Der Fitnessökonom

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